Fünftes WLE Fachgespräch der Gruppe „FOCOS – Forschungsnetzwerk Christentum und Organisationskultur in der Sozialwirtschaft“

Fünftes WLE Fachgespräch der Gruppe „FOCOS – Forschungsnetzwerk Christentum und Organisationskultur in der Sozialwirtschaft“

Fünftes WLE Fachgespräch der Gruppe „FOCOS – Forschungsnetzwerk Christentum und Organisationskultur in der Sozialwirtschaft“

Bereits zum fünften Mal trafen sich am 19. und 20.11.2018 Forschende und Praktiker*innen mit Interesse am Thema Profil und Unternehmenskultur christlicher Träger der Sozialwirtschaft. Der Forschungskreis wurde 2015 auf Initiative des Wilhelm Löhe Ethikinstituts in Fürth gegründet und umfasst mittlerweile ca. 20 Interessierte. In ihrer fünften Begegnung kehrte das Netzwerk an den Gründungsort zurück, Gastgeber war die Wilhelm Löhe Hochschule. Auf dem Programm standen drei thematische Beiträge, ein Kamingespräch am Abend sowie die perspektivische Weiterentwicklung dieses Kreises.

Nach der Begrüßung durch Hr. Prof. Dr. Zerth (WLH) und Hr. Zirlik und einer geistlichen Einstimmung durch Hr. Prof. Dr. Nass (WLE) berichtete zunächst Hr. Prof. Zerth unter der Überschrift „Unterschiede in der Positionierung und Wahrnehmung konfessioneller und nicht konfessioneller Träger in der Gesundheitswirtschaft – ein Literaturvergleich“ über aktuelle Tendenzen im Feld der Gesundheitswirtschaft. In seiner Wahrnehmung geschieht gerade ein Paradigmenwechsel in der Gesundheitsversorgung, der beschrieben werden kann als Verlagerung von der sektoralen Struktur zu demand – driven care and living. Nach wie vor herausfordernd und zwischen diesen Trägerschasftsmerkmalen unterschiedlich stark behandelt sind ethische Fragestellungen bei medizinisch und ökonomisch uneindeutigen Indikationen. Eine interessante Beobachtung ist weiterhin, dass der Trägerschaft-Effekt kein guter Prädiktor für Effizienz zu sein scheint. Ohnehin erscheinen die Einrichtungen innerhalb der Trägergruppen nicht homogen, was Prof. Zerth anhand einer Beschreibung unterschiedlicher Strategietypen von Kliniken in konfessioneller Trägerschaft anschaulich aufzeigte.

Auch der Abend war in besonderer Weise gefüllt: Das Abendessen diente zugleich als Kamingespräch mit Hr. Dr. Mathias Hartmann, Vorstandsvorsitzender der Diakonie Neuendettelsau. Das Thema des Gesprächs lautete „Vom Diakoniewerk zum Sozialunternehmen: Herausforderungen und Organisationsentwicklung in der Diakonie Neuendettelsau“. In seinem Einleitungsimpuls führte Dr. Hartmann zunächst durch einige wesentliche historische Entwicklungsschritte der Diakonie Neuendettelsau, um dann die künftigen Herausforderungen und die auf sie reagierenden strategischen Positionierungen zu skizieren. Wie wichtig für eine erfolgreiche Entwicklung Führungskultur und Führungsgrundsätze sind, zeigte er eindrücklich auf. Die künftige Rolle der Kirchenzugehörigkeit im Blick auf die Personalauswahl wurde zum Ende hin diskutiert.

Eine Andacht von Hr. Dr. Charbonnier (fakd), die in dieser Woche von Bußtag und vor dem Ewigkeitssonntag zum „Hierbleiben!“ aufrief, eröffnete den zweiten Tag. In einem ersten Vortrag stellte Hr. Markus Warode vom Institut Iunctus an der PTH Münster deren Konzeptionalisierung von „Christliche Spiritualität in Führung und Organisation unter Berücksichtigung Franziskanischer Aspekte“ vor. Der Persönlichkeit der Führungskraft und ihren Zugängen zu Werten und Spiritualität wird hier ein großes Gewicht eingeräumt und ihre Kompetenzentwicklung in diesen Fragen gefördert. Inwiefern dieser Ansatz und ein aus der franziskanischen Tradition abgeleitetes Verständnis von Spiritualität in konfessionel gebundenen sozialen Trägerneinrichtungen wirksam sein können, soll zukünftig auch empirisch genauer erforscht werden.

Der zweite Vortrag dieses Vormittags galt der Präsentation der Forschungsergebnisse des empirischen Projekts „Merkmale diakonischer Unternehmenskultur in einer pluralen Gesellschaft“ am IDM in Bethel.Fr. Prof. Dr. Beate Hofmann stellte die abschließenden Forschungsergebnisse in konzentrierer Form vor. Ein wesentlicher Fokus galt dem Unterschied von personaler oder organisationaler diakonischer Identität, der durch die Entscheidung des EUGh zuletzt wieder deutliche Aufmerksamkeit erhielt. Die Ergebnisse zeigen u.a. eine hohe Bedeutung religiöser Artefakte in den Einrichtungen für die Wahrnehmung der diakonischen Identität sowie die Abhängigkeit der Glaubwürdigkeit vom Verhalten der Führungskräfte und dem Umgang miteinander.

Abschließend diskutierten die Teilenhmenden moderiert von Hr. Zirlik über die weitere Entwicklung des Forschungsnetzwerks. Als zentrale Frage für das nächste Treffen wurde die Verhältnis-bestimmung der Kultur zwischen Organisation und Person festgelegt.

FOCOS trifft sich wieder am 26./27.11.2019. Gastgeber wird dann die Fakultät Wirtschaftswissenschaften (Hr. Prof. Dr. Bolsinger) an der FH Würzburg – Schweinfurt sein.

20. Dezember 2018
Markus Warode